Generell entstehen bei allen Verbrennungen schädliche Stoffe, die in die Luft gelangen, d.h. also auch beim Kaminfeuer, Grillen oder Braten in der Küche. Für das Braten in der Küche haben viele eine Absaugung über dem Herd, aber diese gibt es leider nicht für Kerzen.
Die Schadstoffmenge sowie die Schadstoffzusammensetzung, die bei der Verbrennung entsteht, ist abhängig vom Material der Kerze.
Typische Bestandteile einer Kerze – dazu zählen:
- Material des Kerzenwachs
- Material des Dochtes
- Duftstoffe (bei Duftkerzen)
- Verwendete Farben im Kerzenwachs und in der Ummantelung
Leider müssen Hersteller von Kerzen die Inhaltsstoffe nicht angeben. Manche Hersteller hochpreisiger Kerzen werben mit „Aus Bienenwachs“ oder „Aus Stearin“.
Bei farbigen oder duftenden Kerzen gelangen die meisten allergisierenden, erbgutschädigenden oder auch krebserregenden Stoffe in die Luft. Billige Paraffinkerzen stellen die größte Gefahr dar. Sie können Flammschutzmittel oder Schwermetalle enthalten und emittieren bei der Verbrennung halogenorganische Verbindungen, polyzyklische Moschus-Verbindungen oder andere Schadstoffe.
Materialien des Kerzenwachses
Die ersten bekannten Formen der Kerzen waren meist aus Stroh, Hanf oder Schilfrohr, das in Tierfett, Talg oder Harz getaucht wurde. Diese hatten keinen Docht und wurden im Ganzen angezündet. Diese Kerzen waren eher vergleichbar mit kleinen Fackeln. Im Mittelalter kamen die Bienenwachskerzen auf. Sie waren eine große Verbesserung, da diese wesentlich weniger Rauch und ruß erzeugten. Walrat, ein Fett, welches nur im Kopf des Pottwals vorkommt, wurde im 17 Jahrhundert genutzt und ersetzte teure Bienenwachkerzen zum großen Teil.
Heute besteht das Kerzenwachs meist aus einem oder mehreren der folgenden Materialien:
- Paraffin (wird aus Erdöl gewonnen)
- Stearin (wird meist aus Palmöl gewonnen)
- Bienenwachs (wird von Honigbienen erzeugt)
- Sojaöl
- Rapsöl
Besonders schlecht sind billige Paraffin-Kerzen. Bei der Verbrennung von Paraffinkerzen können bedenkliche Substanzen entstehen, etwa Alkane, Alkene, Ketone, Toluol Benzol und halogenorganische Verbindungen (diese enthalten Brom, Jod, Fluor oder Chlor) oder polyzyklische Moschus-Verbindungen (das sind synthetische Duftstoffe).
Paraffin wird aus Erdöl raffiniert, so schaden sie bereits bei Ihrer Herstellung der Umwelt. Dagegen werden für Nachwachsende Wachse am häufigsten Stearin, Bienenwachs, Sojaöl oder Rapsöl verwendet. So werden Kerzen aus nachwachsenden Rohstoffen als Biomasse-Kerzen bezeichnet.
Materialien des Dochts
Spätestens im Mittelalter wurden Kerzen mit Dochte hergestellt. Für den Docht nahm man meist altes Garn oder Faserreste, welche auch zu dieser Zeit in Hammeltalg, Ziegenfett, Rindernierenfett oder Harz getaucht wurden. Ab dem 13. Jahrhundert fertigte man die Dochte für Bienenwachskerzen aus reiner Baumwolle oder einer Leinen- und Baumwollmischung.
Die heute üblichen Docht-Materialien bestehen aus:
- Glasfasergeflecht (Glasfaserdocht)
- Baumwolle
- Holz (Holzdocht)
Der Vorteil des Glasfaserdochtes ist, dass dieser fast rußfrei ist, da dieser selbst nicht verbrennt, sondern schmilzt. Hersteller von Bio-Kerzen nutzen für den Docht inzwischen fast immer reine Baumwolle.
Weitere Gesundheitsschädliche Stoffe in Kerzen
Blei wird manchmal zur Stabilisierung des Dochts oder zur Verlängerung der Brenndauer eingesetzt und kann auch im Wachs enthalten sein. Es wird inzwischen nicht mehr von Herstellern aus Deutschland und Europa verwendet, deswegen sollte beim Kauf darauf geachtet werden, in welchem Land die Kerzen gefertigt wurden.
Warum Blei und andere Schwermetalle sehr ungünstig für die Gesundheit sind, haben wir in diesem Artikel bereits ausgeführt.
Sind Duftstoffe in Kerzen schädlich?
Ob die Duftstoffe schädlich sind, hängt auch hier vom verwendeten Material ab. Sind die Duftstoffe synthetisch hergestellt, können diese sogar schon problematisch sein, wenn die Kerze noch nicht einmal brennt. Auch können Duftstoffe Allergene enthalten. Das Umweltbundesamt rät deswegen dazu, dass man lieber gänzlich auf Duftstoffe in Kerzen verzichten sollte.
Um angenehme und gesunde Düfte in die eigenen vier Wände zu holen, gibt es bessere Möglichkeiten als das mit Kerzen zu machen.
Sind farbige Kerzen schädlich?
Auf künstliche Farben sollte komplett verzichtet werden. Diese können Kunststoffe, giftige Farben, Lösemittel, Schwermetalle oder Mineralöle enthalten, die bei der Verbrennung besonders viele Schadgase erzeugen. Da Hersteller die Inhaltsstoffe der Farben nicht angeben müssen, raten wir dazu auf farbige Kerzen bzw. Kerzen mit einer farbigen Ummantelung zu verzichten.
Sind Deko-Elemente oder Verzierungen an Kerzen schädlich?
Deko-Elemente und Verzierungen können nur schädliche Stoffe erzeugen, wenn sie durch die Kerzenflamme verschmoren oder verbrannt werden. Ist die Deko oder die
Verzierung aus Wachs sollten kein zusätzliches Problem darstellen, sind diese aber aus Kunststoffen oder Metallen (z.B. Aluminiumfolie), dann sollten diese unbedingt, bevor die Kerzenflamme diese erreichen kann, entfernt werden.
Sind Bio-Kerzen besser?
Hersteller von Bio-Kerzen verwenden meist Wachse aus nachwachsenden Rohstoffen wie Bienenwachs oder Stearin. Das Stearin wird dabei häufig aus Palmöl gewonnen. Wenn das Wachs dabei aus zertifiziertem Bio-Anbau stammt, ist es vom Nachhaltigkeits-Aspekt besser. Wird das Herstellungsmaterial um die halbe Erde transportiert oder für das Palmöl Regenwald gerodet, ist auch das nicht mehr nachhaltig. Stattdessen sollten Heimische Wachse genutzt werden, das können z.B. Rapsöl- oder Bienenwachs sein.
Die Bezeichnungen für Bio-Kerzen sind u.a. Öko-Teelicht, Öko-Kerze oder einfach Bio-Kerze, diese Begriffe sind aber nicht geschützt, deshalb schaue vor dem Kauf unbedingt aus welchen Materialien die Kerze besteht.
Ein Gütesiegel für mehr Sicherheit bei Kerzen
Für Kerzen gibt es das „RAL-GÜTEZEICHEN“[4]. Dieses legt u.a. fest, dass die Kerzen sicher sind, nicht unkontrolliert oder ungleichmäßig abbrennen und die Verbrennung Ruß- und Raucharm abläuft. Es regelt auch einige gesundheitliche Grenzwerte. Dabei dürfen z.B. keine Schwermetalle und kein Schwefel zur Herstellung verwendet werden und keine (oder nur wenige) PAK bei der Verbrennung entstehen.
Was PAK sind und warum diese schlecht für die Gesundheit sind, haben wir bereits in diesem Artikel beschrieben.
Zusammenfassung & Empfehlung
Besonders schlecht sind billige Paraffin-Kerzen. Farbige oder duftende Kerzen erzeugen zusätzliche Schadstoffe. Duftkerzen können zudem allergene- oder krebserregende Stoffe enthalten. Du kannst die Luftbelastung minimieren indem du danach lüftest und die Kerzen mit einem feuchten Tuch ausmachst anstatt diese auszupusten.
Kerzen erzeugen u.a. die Schadstoffe:
- Feinstaub
- CO2 (wenn die Konzentration im Raum ansteigt, werden wir müde)
- PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe)
- verschiedene Stickoxide
Es gibt einiges auf das du beim Kauf achten kannst, damit weniger schädliche Gase entstehen.
Kaufe nur Kerzen:
- mit dem RAL-GÜTEZEICHEN
- die in Deutschland oder der EU hergestellt wurden
- die keine verbrennbaren Deko-Elemente haben
- die keine Duftstoffe enthalten
- die einfarbig sind
- deren Wach aus Stearin, Bienenwachs, Sojaöl oder Rapsöl besteht
Es gilt also: Augen auf beim Kerzenkauf!
Quellen
[1] https://www.quarks.de/umwelt/wie-nachhaltig-koennen-kerzen-sein/
[2] http://mittelaltergazette.de/3914/wissenswertes/kerzen-im-mittelalter/
[3] https://www.bund.net/bund-tipps/detail-tipps/tip/schadstofffreie-kerzen/
[4] https://ral-c.com/ral-guetezeichen/